Jahrgang
1960-1969

Geschichte:

1960: Für Afrika wurde das Jahr 1960 zu einem besonders guten Jahr. Es bekam den Namen „Afrikajahr“ zu Recht, denn insgesamt 17 afrikanische Staaten konnten die weiße Kolonialherrschaft ablegen und begannen eine unabhängige Existenz. In Greensboro, im US-Bundesstaat North Carolina, wo Schwarze und Weiße noch in Rassentrennung lebten, kam es zu dem weltweit ersten Sitzstreik, mit dem Afroamerikaner dagegen rebellierten, dass Restaurants nach der Hautfarbe ausgewiesen wurden.  In der Sowjetunion wurde Leonid Breschnew vom Obersten Sowjet, dem höchsten Staatsorgan der UdSSR, zu dessen Vorsitzenden des Präsidiums gewählt. Das südamerikanische Brasilien leistete sich eine neue Hauptstadt. Nach langer Planung wurde 1960 Brasila gegründet, die Stadt, die mit ihren Monumentalbauten Rio de Janeiro als Hauptstadt ablöste. Der für die Deportation der Juden zuständige SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann wurde in Buenos Aires vom israelischen Geheimdienst Mossad aufgegriffen und nach Israel gebracht, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Das amerikanische Kino bekam mit „Psycho“ von Alfred Hitchcock einen Kassenschlager und bei den Filmfestspielen in Cannes wurde der italienische Regisseur Federico Fellini mit der „Goldenen Palme“ geehrt. 1960 war auch das Geburtsjahr einer Band, die es zu Weltruhm bringen sollte: Im Hamburger Club „Indra“ spielte eine Boygroup erstmals unter dem Namen, den bald jeder kannte: The Beatles.


1961: Mit dem Jahr verbindet sich für die Deutschen die endgültige Teilung des Landes. Am 13. August begannen Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR mit dem Bau einer Mauer, die zwischen Ost und West zu einer Grenze mit Todesfolge werden sollte. Besonders hart betroffen war Berlin, das zu einer geteilten Stadt mit zwei unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen wurde und in der die Mauer brutal Straßenzüge trennte. Kurze Zeit vorher hatte der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht verkündet, niemand habe die Absicht, eine Mauer zu bauen – eine Lüge, die ihm die Menschen nicht verziehen.  Zwischen den USA und der Sowjetunion wurde das Kopf-an-Kopf-Rennen um die Vormachtstellung im Weltraum zur Hetzjagd. Am 12. April schickte die UdSSR das erste bemannte Raumschiff ins All, die „Wostok 1“ mit Juri Gagarin an Bord. Drei Wochen später, am 5. Mai flog der Amerikaner Alan Shepard ins Weltall und am 6. August schickte die Sowjetunion wieder ein Raumschiff ins All. Diesmal war German Titow der Mann an Bord der „Wostok 2“. Die USA hatten seit Beginn des Jahres einen neuen Präsidenten: John F. Kennedy. In sein erstes Amtsjahr fiel der Beginn der Invasion in der kubanischen Schweinebucht.


1962: Zu Jahresbeginn wurde das kubanische Staatsoberhaupt Fidel Castro von Papst Johannes XXIII. exkommuniziert und im Oktober sprach der Papst auf dem 2. Vatikanischen Konzil vom Verständnis für Andersgläubige. Die Deutschen begannen das Jahr vor dem Fernsehgerät. Fast 3 Wochen lang legte der mehrteilige Krimi „Das
Halstuch“ von Francis Durbridge das öffentliche Leben lahm, weil sich niemand diesen „Straßenfeger“ entgehen ließ. Im Norden des Landes kämpften im Februar die Menschen gegen die schwerste Sturmflut seit 100 Jahren. Hamburg war am schlimmsten betroffen. Die meisten von den insgesamt 340 Todesopfern waren in der Hansestadt zu beklagen. In Deutschland machte zudem die Spiegel-Affäre Schlagzeilen, die gleichermaßen zum Kampf für die absolute Pressefreiheit wurde.
Die Welt entging knapp einem Atomkrieg, den die Kubakrise beinahe ausgelöst hätte durch das Bemühen der Sowjets, auf der Insel Mittelstreckenraketen zu stationieren. Der Kalte Krieg zwischen den Großmächten hatte eine neue, bedrohlichere Qualität angenommen.
Die „Rolling Stones“ gründeten ihre Band, die „The Beatles“ nahmen ihre erste Platte auf und auf der Höhe ihres Ruhmes hatte die Schauspielerin Marilyn Monroe keine Kraft mehr zu leben. Missverstanden und unglücklich starb sie am 5. August in Los Angeles. Helgoland wird als Nordseebad anerkannt.


1963: Die politischen Ereignis des Sommers machten weltweit Schlagzeilen: Im Juni bereiste Präsident John F.Kennedy Berlin und hielt eine seiner denkwürdigsten Reden, die mit den berühmten Worten endete: „Ich bin ein Berliner.“ Dass Kennedy im selben Jahr, am 22. November einem Attentat zum Opfer fiel, überschattete die Ereignisse im Nachhinein noch. In den USA brachte der Bürgerrechtler Martin Luther King während des legendären Marsches auf Washington ebenfalls mit einer Rede die Menschen zum Jubeln. Mit seinen Worten  „I Have a Dream“ ging auch diese Rede ebenfalls in die Geschichte ein.
In Deutschland übernahm der CDU-Politiker Ludwig Erhard nach dem Rücktritt Konrad Adenauers das Amt des Bundeskanzlers. Erhard war der zweite Kanzler der Bundesrepublik seit 1949.
Deutschland bangte im Herbst 1963 um die verunglückten Bergleute in Lengede, unweit von Salzgitter. Unter anderem wurden elf verschüttete Männer, deren Rettung man kaum für möglich gehalten hatte, lebend geborgen. Die unglaubliche Aktion wurde zum „Wunder von Lengede“. Von insgesamt 129 Kumpels hatten bei dem Grubenunglück dennoch 29 Männer ihr Leben verloren.
In die internationale Kriminalgeschichte ging ein Verbrechen ein, das sich in Buckinghamshire in England ereignet hatte: Der legendäre Postraub. Dabei erbeutete eine 15-köpfige Bande 2,6 Millionen Pfund aus einem Postzug.


1964: Es war ein Olympisches Jahr, in dem die XI. Winterspiele im österreichischen Innsbruck allerdings überschattet waren vom Tod zweier Sportler, die beim Training noch vor der Eröffnung der Spiele verunglückten: der australische Skirennläufer Ross Milne und der britische Rennrodler polnischer Herkunft Kazimierz Kay-Skrzypecki. Die XVIII. Olympischen Sommerspiele, die in Japans Hauptstadt Tokio stattfanden, berührten durch ihre Eröffnung, zu der das olympische Feuer von der am 6. August 1945, dem Tag des Atombombenabwurfs über Hiroshima, geborenen Yoshinori Sakai entzündet wurde.
Der US-Präsident Lyndon B. Johnson, der nach dem Tod John F. Kennedys dieses Amt inne hatte, unterzeichnete das wichtigste Dokument zur Beendigung der Rassentrennung, das sein Vorgänger initiiert hatte. In Südafrika wurde unterdessen der Führer der Anti-Apartheid-Bewegung Nelson Mandela in lebenslange Haft genommen, aus der erst 1990 auf Geheiß des amtierenden Südafrika-Präsidenten Frederik de Klerk entlassen wurde.  Ein US-amerikanischer Schwergewichtsboxer, der zum Jahrhundertsportler werden sollte, machte immer wieder Schlagzeilen: Cassius Clay, der sich später zum Islam bekannte und den Namen Muhammed Ali annahm.  In der UdSSR musste Nikita Chruschtschow sämtliche Ämter niederlegen. Besonders seine politischen Alleingänge und die versuchte Annäherung an die Bundesrepublik waren u. a. Auslöser für seine Entmachtung. Leonid Breschnew wurde neuer Parteichef und Alexej Kossygin übernahm das Amt des Regierungschefs.


1965: Der Besuch, den die britische Königin Elizabeth II. der Bundesrepublik Deutschland im Frühjahr 1965 abstattete, war nicht nur ein Medienereignis ersten Ranges, sondern auch eine versöhnliche Geste von britischer Seite. Zwischen diesem und dem letzten Besuch eines Monarchen Großbritanniens in Deutschland lagen zwei Weltkriege. Die BRD bestand erst 16 Jahre und verkraftete diesen Staatsbesuch souverän, auch wenn er an Pracht kaum zu übertreffen war und somit auch enorme Kosten verursacht hatte. Im selben Jahr starb Winston Churchill, der heute als der bedeutendste, britische Politiker des 20. Jahrhunderts gilt.
Er war eine internationale Berühmtheit und war ein Leben lang sehr viel Anerkennung zuteil geworden: der Friedensnobelpreisträger, der Arzt, Philosoph und Organist Albert Schweitzer. In diesem Jahr starb er 90-jährig in Lambaréné im afrikanischen Gabun.
Erstmalig sprach ein Papst vor der Generalversammlung der UNO. Die Rede von Papst Paul VI. war ein Friedensappell an die Welt und so Aufsehen erregend, dass sie als eine der bemerkenswerten Reden der 20. Jahrhunderts in die Geschichte einging.
Während in der DDR der Regimekritiker Wolf Biermann mit der Tragik eines Auftrittsverbotes zu kämpfen hatte, hatten die Menschen in Pakistan ihren Kampf gegen einen Wirbelsturm bereits im Ansatz verloren. Es starben etwa 30.000 Menschen.


1966: In ChinaIn der UdSSR gab es einen Machtwechsel. Leonid Breshnew wurde Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU. Die Menschen in der Sowjetunion nahmen die neue Führung zunächst mit Zuspruch an. Breshnew, der Unantastbare, stand für politische Stabilität ohne Reformen. Die Welt wurde außerdem Zeuge der beginnenden, vom chinesischen Machthaber Mao Zedong eingeleiteten „Großen Proletarischen Kulturrevolution“, die durch die „Vollstrecker“, die Roten Garden, umgesetzt wurde. Von der Beseitigung staatlicher Missstände war die Rede. Schließlich wurden Massenkampagnen daraus, die auch zur Zerstörung wertvoller Kulturgütern führten.
Hatte noch im Mai der Beluga-Wal im Rhein die Menschen in Atem gehalten und wochenlang die Presseberichte als „Moby Dick“ beschäftigt, so wurden die Nachrichten zum Ende des Jahres angefüllt vom Rücktritt des Bundeskanzlers Ludwig Erhard. Unter dessen Nachfolger, Kurt-Georg Kiesinger, nahm die erste Große Koalition in der BRD, bestehend aus SPD und CDU/CSU, ihre Arbeit auf.
Die Sommerschlagzeilen waren dem Fußball gewidmet. Deutschland war ins Endspiel gekommen und bestritt das Finale gegen England. Das sogenannte Wembley-Tor entschied die dramatischen 90 Minuten in der Verlängerung zugunsten der Engländer, die zum ersten Mal den Weltmeistertitel gewannen.


1967: 1967 trug die Widmung: Jahr des Tourismus. Israel und die arabischen Nachbarn waren damit anscheinend nicht gemeint gewesen. Dort hatte am 5. Juni der „Sechstagekrieg“ begonnen, als die israelische Luftwaffe einen Präventivschlag gegen Stützpunkte des ägyptischen Militärs führte.
Die Großmächte, USA und Sowjetunion, die sich im Kalten Krieg gegenüberstanden, trafen sich im Glassboro, im amerikanischen Bundesstaat New Jersey zu einer Konferenz. Der US-Präsident Lyndon B. Johnson traf auf den sowjetischen Premierminister Alexei Kossygin. Unter anderem wurden Fragen zur gegenseitigen Entspannungspolitik thematisiert.
Die Deutschen waren schockiert, als es beim Besuch des iranischen Schahs in Berlin zu einem Todesopfer kam. Schwere Ausschreitungen und Demonstrationen riefen die Polizei auf den Plan und der Student Benno Ohnesorg wurde zum Opfer der polizeilichen Maßnahmen. Er starb durch einen Pistolenschuss. Der Student wurde landesweit bekannt und wurde zum Sinnbild des sich ausbreitenden Radikalismus.
Ein Todesopfer, das zu Lebzeiten schon wegen seiner charismatischen Ausstrahlung und freiheitlichen Gesinnung Berühmtheit erlangt hatte, war Che Guevara, neben Fidel Castro die wichtigste Persönlichkeit der Kubanischen Revolution. Er starb am 9. Oktober. Ein Angehöriger des bolivianischen Militärs erschoss Che Guevara, ohne, dass eine Gerichtsverhandlung vorausgegangen war.


 

1968: Bürgerrechts- und Studentenbewegungen machten das Jahr nicht nur in Deutschland aus. Sie gipfelten in diesem Jahr in massiven Protesten und gingen als die „68er Bewegung“ in die Geschichte ein. In den USA war es das Aufbegehren gegen den Vietnamkrieg und die Bürgerrechtsbewegung der schwarzen Bevölkerung, die von dem Baptistenprediger Martin Luther King angeführt wurde, der am 4. April in Memphis Opfer eines Attentats wurde und starb. In der BRD protestierten Studenten gegen die Notstandsgesetze und in der ČSSR bemühte sich die Kommunistische Partei unter Alexander Dubček um eine Liberalisierung und Demokratisierung im Lande. Diese Bemühungen manifestierten sich im „Prager Frühling“, der den Einmarsch des Ostblock-Militärs, des Warschauer Paktes, nach sich zog. Eine halbe Million Soldaten waren an dieser größten Operation seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges beteiligt. Die DDR-Truppen hielten sich an der Grenze zurück, ihre Regierung hatte aber politisch Position gegen den „Prager Frühling“ bezogen. Am 23. August hatten die einmarschierten Verbände den Aufruhr niedergeschlagen. Er hatte zwei Tage gedauert.
In Deutschland hatte als Protest gegen die ältere, konservative Generation, zudem die Hippie-Welle große Ausmaße angenommen. Drogen und bunte Mode waren deren Begleiterscheinungen, ein friedlicher Protest mit teilweise verheerenden Folgen.


1969: er SPD-Politiker und neue Bundeskanzler Willy Brandt bemühte sich um eine entspannte Außenpolitik gegenüber der DDR und dem Ostblock, kaum dass er am 28. September die Wahl gewonnen hatte. Diese Ziele hatte er in einer Regierungserklärung formuliert. Ein weltbewegendes Ereignis hatte die Menschen in Erstaunen versetzt. Am 20. Juli landeten zum ersten Mal Menschen auf dem Mond. Einen Tag später betrat ihn der erste Erdenmensch – Neil Armstrong, der amerikanische Astronaut der Mission Apollo 11 sprach die legendären Worte: „DasMondlandung 1969 ist ein kleiner Schritt für den Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ Sein Astronauten-Kollege Buzz Aldrin betrat kurz nach Armstrong den Mond. Wenige Monate später, am 19. November, war es wiederum ein Amerikaner, der im Rahmen der Mission Apollo 12 den Erdtrabanten betrat: Charles Conrad, der dritte Mensch auf dem Mond. Die Amerikaner waren in einem Rausch der Begeisterung und die Welt jubelte mit. Wie laut der Jubel in der Sowjetunion war, ist nicht überliefert. Doch die überschwängliche Hysterie, die das „Woodstock Music and Art Festival“ auslöste, ist dokumentiert. Das Festival dauerte nur wenige Tage, ist aber wie ein Ereignis von langer Dauer in den Erinnerungen all derer verankert, die dabei gewesen waren. Das Jahrzehnt war in jeder Hinsicht ereignisreich und glücklicherweise waren die Spannungen zwischen den Supermächten nicht eskaliert.


Quelle: http://was-war-wann.de